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Kinder im Umgang mit Medien

Kinder brauchen Regeln. Eine alte Weisheit, die aufgrund neuer Medien bedeutsamer scheint als je zuvor. Während sich Eltern wohl nicht nur gegen den Vorwurf der Spießigkeit wehren dürfen, wenn Xbox, Wii und Co. eben nicht gekauft werden, wird der richtige Umgang mit Medien zur Gratwanderung zwischen sinnvollen Verboten und verbohrten Sinnen.

Übergewicht. Konzentrationsschwäche. Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsdefizite. Syndrome, die heute zu Volkskrankheiten gehören. Medienexperten und Pädagogen sehen das Problem nicht zuletzt darin, dass Kinder immens viel Zeit vor TV, der Spielkonsole oder dem Rechner verbringen.

Medien verteufeln? Bloß nicht!

Es geht um Bewusstsein. Um den bewussten Konsum von kind-/altersgerechten Medien. Um Vorleben. Denn woher sollen Kinder wissen, wie mit Medien umzugehen ist, wenn die Eltern es falsch zeigen? Wozu Verbote führen, wird klar, wenn Eltern an ihre Jugend zurückdenken – es gab doch kaum etwas, das reizvoller war, als das Verbotene. Medienkonsum zu verbieten, kann also keine Lösung sein. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) schlägt einige Punkte zum Umgang mit dem TV vor:

Fernsehen oder Computer spielen für Kinder unter drei Jahren sollte Tabu sein – nachvollziehbar und durchsetzungsfähig. Drei- bis Fünfjährige können täglich eine halbe Stunde vorm TV/PC sitzen, bis zu einer Stunde täglich sei dies bei Grundschulkindern akzeptabel.

Zocken bis der Arzt kommt

Computerspielen zu verbieten ist sinnlos – wenn die Kinder es im eigenen Haushalt nicht dürfen, leben sie ihren Medienkonsum bei Freunden aus. Ohne dass die Eltern beobachten könnten, was ihre Kinder gerade schauen oder spielen, wohlgemerkt. Die landläufige Meinung, Computerspiele würden das Aggressionspotenzial der Sprösslinge ungemein stärken, hat etwa denselben Wahrheitsgehalt wie Anekdoten, die heutigen Eltern früher weisgemacht wurden: „Iss die Kirschkerne nicht mit, sonst wächst dir ein Kirschbaum im Bauch.“, „Setz dich nicht zu nah vor den Fernseher, sonst bekommst du viereckige Augen.“, und so weiter.

Denn wer verantwortungsbewusst mit Medien umgeht, trägt keine Schädigungen davon. Das Problem ist insbesondere bei PC-Spielen, dass vielen Eltern die Materie völlig fremd ist – und dabei gibt es Spiele, die sogar Lerneffekte bieten. Dass ein Zehnjähriger nicht in Call of Duty rumballern sollte, sagt einem bereits der gesunde Menschenverstand. Heißt: Weg vom Dämonisieren der Games, hin zu klaren Spielregeln.

Für Eltern und Kinder ist es sinnvoll, Spiele miteinander auszusuchen. So kann dem Kind erklärt werden, warum welches Spiel nicht altersgerecht ist. Eltern können auf die integrierten Kommunikationsmöglichkeiten achten, beispielsweise Multiplayer-Modus, oder darauf, ein Spiel zu wählen, in dem ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Eltern dürfen im Hinterkopf behalten, dass sich die Brettspiele aus ihrer Jugend einfach auf den Bildschirm verlagert haben und umfangreicher geworden sind. Beim Spielen finden Interaktionen statt; es ist also durchaus gesund für Kinder.

Konkrete Tipps zum Umgang mit Medien

Nutzungsverträge: Um die Bedeutung zu untermalen, können Eltern und Kinder eine Art Vertrag gestalten, in dem die Rechte und Pflichten („Du darfst nach den Hausaufgaben eine Stunde am Rechner spielen“) festgehalten sind. Wichtig: Konsequenzen bei Nichteinhaltung sollten ebenfalls festgehalten werden. So können sich beide „Parteien“ immer auf die Abmachung berufen. Gegen einen Ausflugs- und damit medienfreien Tag, der auch für Eltern verbindlich ist, wird kein Kind der Welt Einwände hegen.

Gemeinsam entdecken: Handy, Fernsehen oder PC – überall gilt, dass Eltern ihre Kids begleiten sollten, bis sie im Umgang sicher sind. Auch Eltern lernen dazu, denn mit Planung, Recherche und nachfragen entwickeln sich Eltern und Kinder weiter. Und es ist schon praktisch, wenn Eltern verstehen können, welche Faszination vom Daddeln oder von sozialen Netzwerken ausgeht.

Vorleben: Einer der wohl wichtigsten Punkte ist, dass Eltern, die eine Erwartungshaltung gegenüber ihren Kindern haben, diese selbst erfüllen. Gucken Eltern und Kinder gemeinsam täglich nur eine Stunde fern, bleibt mehr Zeit, um gemeinsam an die frische Luft zu gehen oder ein Brettspiel zu spielen.

Sicherheit: Profile in Social Networks sollten nicht öffentlich sein. Kinder sollten verstehen, warum persönliche Daten nicht weitergegeben werden dürfen oder keine unbekannten Dateien geöffnet werden sollten. Erklären und selbst lernen. Für Fragen bereitstehen. Darauf kommt es an.