Der Roboter im Laden nebenan: So definiert Technik das Einkaufen neu

Wird heute ein Geschäft betreten, können spürbare Veränderungen im Vergleich zu dem vergangenen Jahrzehnt festgestellt werden. Beispielsweise gehören Self-Checkout-Kassen vielerorts bereits zum normalen Alltag, außerdem blinken digitale Preisschilder zwischen den Regalen.
Auch erste Service-Roboter bewegen sich durch Verkaufsflächen. Was noch vor zehn Jahren absolut futuristisch wirkte, gehört inzwischen zur Realität vieler Handelsunternehmen. Deutlich wird dabei: Die Automatisierung soll nicht ersetzen, sondern ergänzen – und in erster Linie das Einkaufserlebnis für die Kund:innen verbessern.
Warum werden Service-Roboter eingesetzt?
Weltweit stehen die Einzelhändler unter Druck: Die steigenden Personalkosten und die Engpässe hinsichtlich der Gewinnung neuer Fachkräfte machen es nötig, ihre Prozesse effizienter zu gestalten.
Roboter sind heute in der Lage, Routineaufgaben wie Regalprüfungen und Bestandskontrollen zu übernehmen oder als Wegweiser im Markt zu agieren. Für die Kund:innen gehen damit kürzere Wartezeiten und verlässlichere Informationen einher. Auch innovative Systeme wie der Kettybot werden bereits in ersten Konzepten zur Unterstützung in der Praxis eingesetzt.
Wo Roboter im Einzelhandel heute sichtbar sind
Es lässt sich schon in einigen Bereichen beobachten, wozu Roboter im Einzelhandel fähig sind.
In den USA setzt Simbe Robotics zum Beispiel seinen Roboter Tally in Supermärkten ein, um die Regale automatisch zu scannen und Lücken im Sortiment umgehend zu melden. In Großbritannien hat die Handelskette Morrisons schon ähnliche Tests durchgeführt.
In Deutschland sind entsprechende Pilotprojekte vor allem im Bereich Logistik und Warenbewegung zu finden. In diesen transportieren autonome Fahrzeuge die Bestände zwischen Lager und Verkaufsfläche hin und her. Auch bei der Begrüßung oder als mobile Infostationen experimentieren immer mehr Händler mit Robotern, welche die Kundschaft zu bestimmten Produkten lotsen oder einfache Fragen beantworten.
Worauf kommt es aus Sicht der Kund:innen an?
Service-Roboter wecken im ersten Moment großes Interesse. Doch nicht jede Interaktion verläuft aktuell bereits reibungslos.
Eine entsprechende Analyse kam im Jahr 2022 zu dem Ergebnis, dass Kund:innen und Kunden Roboter in alltäglichen Servicesituationen zwar akzeptieren, die emotionale Bindung und Wiederkaufbereitschaft jedoch noch schwächer ausfallen als bei einer menschlichen Betreuung.
Entscheidend ist daher, wie die Händler den Einsatz gestalten: Er muss als ergänzende Hilfe statt als Ersatz für eine persönliche Beratung wahrgenommen werden.
Technische Hürden und offene Fragen
Damit die Roboter zuverlässig arbeiten, braucht es leistungsfähige Sensoren, Kameras und Software. Besonders in belebten Geschäften zeigen sich die Erkennung und die Navigation äußerst anspruchsvoll.
Hinzu kommen Fragen des Datenschutzes, sobald Bewegungen oder Interaktionen aufgezeichnet werden. Für kleinere Betriebe bleibt außerdem die Kostenfrage zentral: Die nötigen Investitionen in Hardware und Wartung sind hoch, sodass viele Projekte aktuell noch im Teststadium verharren.
Wie sieht der Einkauf der Zukunft aus?
Trotz der bestehenden Hürden ist die Richtung klar: Experten erwarten, dass sich vor allem Modelle durchsetzen werden, bei denen die Roboter bestimmte Aufgaben übernehmen, sodass das Personal stärker in beratende Tätigkeiten eingebunden werden kann. Auch das Konzept „Robotics as a Service“, bei dem Händler Systeme flexibel mieten statt kaufen, dürfte nach Expertenmeinung an Bedeutung gewinnen.
Mit jedem Pilotprojekt wächst die Routine im Umgang mit der Technik und die Schwelle für die breite Anwendung sinkt. Roboter im Einzelhandel sind also keinesfalls nur ein Marketinggag. Sie übernehmen Aufgaben, die früher die menschlichen Mitarbeiter viel Zeit kosteten, und helfen dabei, bestehende Abläufe zu optimieren.
Gleichzeitig bleibt der menschliche Faktor entscheidend: Erst die Kombination aus technischer Unterstützung und persönlicher Beratung macht den Einkauf wirklich zukunftsfähig.