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Kann man seine Spuren im Internet komplett löschen?

Natürlich sind die vielen Schlagzeilen über Hacker-Angriffe und Datendiebstahl besorgniserregend. Besonders, wenn sie durch Geschichten darüber ergänzt werden, wie die privaten Daten dann im Dark Web verkauft werden.

Allerdings wird laut Becky Pinkard – Ressortleiterin beim Sicherheits-Unternehmen Digital Shadows – die Bedrohung durch das Dark Web überbewertet. Pinkard ist der Meinung, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass wir Opfer des Dark Webs werden und dass wir uns lieber Sorgen um unsere eigenen Online-Aktivitäten machen sollten. Schließlich hinterlässt jeder von uns beim Surfen im Netz sogenannte digitale Fußabdrücke.

Aber was ist eigentlich ein digitaler Fußabdruck und woraus setzt er sich zusammen?

Es gibt zwei Arten von digitalen Fußabdrücken, aktive und passive.

Aktive Fußabdrücke entstehen durch Aktivitäten wie:

  • Posts in sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Facebook, Instagram, Snapchat und so weiter.
  • Ausfüllen von Online-Formularen, zum Beispiel, um sich für Newsletter anzumelden.
  • Das Akzeptieren von Cookies.

Passive digitale Fußabdrücke kommen zustande durch:

  • Websites, die ohne Zustimmung Cookies verwenden.
  • Apps und Websites, die den Standort verwenden.
  • Soziale Medien und Anbieter, die Likes, Shares und Kommentare sammeln, um so Werbung anzuzeigen, die auf die eigenen Interessen abgestimmt ist.

Digitale Fußabdrücke hinterlässt also jeder, der irgendwie online aktiv ist und sie enthalten persönliche Informationen.

Gerade durch soziale Medien bekommen sie immer mehr Bedeutung: Posts, die hier von einer Person geteilt werden, enthalten häufig Verlinkungen, durch die man wiederum an Informationen über andere Personen kommt. Man kann also nicht nur zu viel über sich selbst preisgeben, sondern auch andere können das.

Warum ist es so wichtig, sich seines digitalen Fußabdruckes bewusst zu sein?

Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, welche persönlichen Informationen er über sich im Internet hinterlässt. Ansonsten könnte es sogar den Job kosten. Denn Arbeitgeber interessieren sich mehr denn je für den digitalen Fußabdruck ihrer Bewerber. Dementsprechend gibt es mittlerweile eine wachsende Anzahl an Unternehmen, die die Online-Aktivitäten von Bewerbern im Auftrag der Arbeitgeber durchleuchten, um so Angewohnheiten oder Einstellungen aufzudecken, die abschreckend wirken.

Eine 2017 durchgeführte Studie von CareerBuilder stellte fest, dass 70 % der Unternehmen soziale Medien nutzten, um etwas über ihre Bewerber herauszufinden. Mehr als die Hälfte der Arbeitgeber fanden dabei schon Postings, die sie davon abhielten, jemanden einzustellen. Hier war meist die Rede von Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Rassismus oder Hassreden.

Vor allem in den USA werden Bewerber derart stark online überprüft. In Europa sorgen strengere Datenschutz-Richtlinien dafür, dass potentielle Arbeitnehmer nicht so sehr unter Überwachung stehen. Diese Richtlinien besagen, dass Unternehmen einen rechtlichen Grund brauchen, um Profile von Bewerbern zu untersuchen. Das heißt, die Daten, auf die das Unternehmen zugreift, müssen relevant für den Job sein.

Es sind allerdings nicht nur die Arbeitgeber, die sich für Internet-Historien interessieren. Unüberlegte Äußerungen können schnell in falsche Hände gelangen und so rufschädigend sein und heftige Konsequenzen haben. Dies gilt vor allem für Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie zum Beispiel Schauspieler und Politiker.

Es ist also immer wichtig darauf zu achten, dass der digitale Fußabdruck auch mit dem persönlichen Ruf verbunden ist.

Das klingt jetzt vielleicht einschüchternd, aber das muss es nicht sein. Und wir müssen jetzt auch nicht alle unsere Profile aus sämtlichen sozialen Netzwerken löschen. Allerdings gibt es einige Sicherheitsmaßnahmen, die jeder von uns beherzigen sollte.

Was kann man tun, um sich sicher im Internet zu bewegen?

1) Verschiedene E-Mail-Adressen benutzen

Man sollte niemals die gleiche E-Mail-Adresse, die man für soziale Netzwerke benutzt, auch für Bewerbungen verwenden. Häufig nutzen Leute aus dem Personalbereich Tools, die automatisch soziale Netzwerke aufstöbern, die mit der angegeben E-Mail-Adresse eines Bewerbers verbunden sind. So haben sie Zugriff auf alle Fotos und andere Informationen, die hier geteilt wurden.

2) Unterschiedliche Passwörter benutzen

Für verschiedene Accounts sollten auch verschiedene Passwörter benutzt werden. Starke Passwörter sollten mindestens 10 Zeichen haben und Buchstaben, Zahlen und Symbole enthalten. Man sollte sich gut daran erinneren können, aber keine offensichtlichen Daten, wie Geburtstage, Namen der Kinder usw. verwenden. Um sich nicht alle Passwörter merken zu müssen, kann man einen Passwort-Manager benutzen.

3) Nicht zu viel Persönliches online preisgeben

Bevor man etwas veröffentlicht, sollte man sich immer fragen, ob einem die Auswirkungen auch bewusst sind und ob man damit umgehen kann. Oft realisieren die Leute gar nicht, was sie alles mit einem einzigen Foto preisgeben und welche Verbindungen dadurch hergestellt werden können.

4) Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Es ist wichtig, sich mit den Privatsphäre-Einstellungen von sozialen Netzwerken und Apps vertraut zu machen. Am besten ist es, zusätzlich ein Testprofil zu erstellen und damit zu prüfen, welche Informationen auf den richtigen Accounts öffentlich zugänglich sind.

5) Software auf dem neuesten Stand halten

Veraltete Software ist angreifbarer für Viren und Hacker-Angriffe, da sie häufiger Sicherheitslücken aufweist. Deshalb sollten immer die aktuellen Updates installiert werden.

6) Benutzung einer VPN-Verbindung

Ein weiterer Punkt um den digitalen Fußabdruck zu schützen ist eine VPN-Verbindung. Diese macht es möglich, sich anonym im Netz zu bewegen. Über die eigene Internetverbindung wird mit VPN ein privates Netzwerk hergestellt. Die IP-Adresse wird hierdurch verschleiert, so, dass die Schritte im Internet nicht nachverfolgt werden können.

7) Reflexion des eigenen Onlineverhaltens

Jeder sollte darauf achten, dass sein Image auch online positiv bleibt. Verlinkungen zu fragwürdigen Fotos in sozialen Netzwerken sollten gelöscht werden und Kommentare, die einem schaden könnten, sollten lieber nicht veröffentlicht werden. Stattdessen kann man seine Arbeit oder sein Hobby in einem eigenen Blog präsentieren.

Es ist wohl nicht möglich, Spuren, die man online hinterlassen hat, komplett und für alle Zeiten zu löschen, aber, wenn man einige Sicherheitsvorkehrungen beherzigt, kann man selbst kontrollieren, wie der eigene digitale Fußabdruck aussieht und welche Informationen er enthält.